Schweizer Armee: Jede 4. junge Frau kann sich Militärdienst vorstellen – Studie zeigt Potenzial

Die Schweizer Armee möchte den Frauenanteil erhöhen.

Eine Studie zu den Einstellungen zum freiwilligen Militärdienst gibt Einblick in die Überlegungen junger Schweizerinnen für oder gegen einen persönlichen Militärdienst. Die Studie zeigt eine überraschend hohe Offenheit der jungen Frauen gegenüber dem Militärdienst und ein Bedürfnis nach mehr Informationen dazu.

Die Schweiz hat eine verfassungsmässig verankerte Militärdienstpflicht für Schweizer Bürger, Bürgerinnen können freiwillig Militärdienst leisten. Der Anteil militärdienstleistender Frauen ist trotz einer Verdoppelung in den letzten sechs Jahren nach wie vor gering. Die Schweizer Armee möchte den Frauenanteil weiter erhöhen. Sie profitiert von neuen Perspektiven und Denkansätzen, denn gemischte Teams sind anpassungsfähiger und innovativer. Sie stärken damit die kollektive Resilienz und die Verteidigungsfähigkeit der Schweizer Armee.

Um den Frauenanteil zu erhöhen, ist es wichtig zu verstehen, warum Schweizerinnen sich für oder gegen den freiwilligen Militärdienst entscheiden. Daher wurden im Sommer 2023 1317 Schweizerinnen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren dazu befragt.

Militärdienst für 26% der jungen Schweizerinnen vorstellbar

Die Studie zeigt eine überraschend hohe Offenheit der jungen Schweizerinnen gegenüber einem freiwilligen Militärdienst. Positive Vorstellungen des Militärdienstes überwiegen: 50% der befragten Frauen stellen ihn sich fordernd vor, sind aber der Meinung, man könne davon profitieren. 44% finden, man könne sich im Militär selbst beweisen und die eigenen Grenzen erfahren, 30% sind der Auffassung, man werde körperlich fit und 26%, man lerne sich zu organisieren. 26% der Studienteilnehmerinnen können sich vorstellen, selbst freiwillig Militärdienst zu leisten.

Eine Minderheit hat ein negatives Bild des Militärdienstes: 17% sind der Meinung, es werde vor allem herumgeschrien, 15% finden das Militär sinnlos und eine Zeitverschwendung und 12%, das Militär sei vor allem langweilig.

Pro und kontra: persönliches Wachstum versus zeitliche Verpflichtung

Als hauptsächliches Argument für den freiwilligen Militärdienst nennen die Frauen die Möglichkeit des persönlichen Wachstums und der Weiterentwicklung durch die Herausforderung, die der Militärdienst darstellt. Ebenfalls wichtig ist die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen und so den persönlichen Horizont zu erweitern.

Gegen einen freiwilligen Militärdienst spricht vor allem die zeitliche Verpflichtung ohne Ausstiegsmöglichkeit. Auch Sorgen bezüglich Sexismus und/oder der persönlichen Sicherheit spielen eine wichtige Rolle, ebenso Ängste vor zu hohen körperlichen und/oder psychischen Anforderungen.

Mehr Informationen zum Militärdienst für Frauen gewünscht

Da bis anhin der Orientierungstag für Frauen nicht obligatorisch ist, sehen sich die Frauen nicht umfassend über die sicherheitspolitischen Instrumente informiert. Entsprechend finden nur 38% der jungen Schweizerinnen, sie seien «einigermassen gut» über den Militärdienst informiert. Die wichtigste Informationsquelle sind dabei Familie und Freunde, gefolgt von traditionellen Medien, Social Media und der Schule. Über die Hälfte der Studienteilnehmerinnen wünschen sich mehr Informationen zur Möglichkeit des freiwilligen Militärdienstes für Frauen.

Bei den möglichen Massnahmen, um Frauen den freiwilligen Militärdienst näher zu bringen, überzeugt vor allem das verstärkte Aufzeigen der Sinnhaftigkeit der Aufgaben und Tätigkeiten im Militärdienst.

Sinnvermittlung und Informationskampagne

Insgesamt zeigt die Studie, dass die Handlungsfelder und Massnahmen der Schweizer Armee zur Erhöhung des Frauenanteils richtig bestimmt sind. In der Umsetzung gibt es Anpassungsbedarf. Die Armee reagiert auf das ausgewiesene Informationsbedürfnis. Sie investiert in die zielgruppengerechte Sinnvermittlung der Armeeaufträge und in das verstärkte Erklären der Aufgaben und Funktionen im Gesamtzusammenhang der Armeeaufträge. Ebenso baut sie das Informations- und Kommunikationsangebot zu Frauen in der Armee aus. Dazu gehört etwa die Überarbeitung von Webauftritten oder die Produktion von Testimonials von Frauen in der Armee, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten in ihrer militärischen Laufbahn portraitiert werden. Schliesslich sind Merkblätter zu Schwangerschaft oder Elternschaft in Erarbeitung.

Teil der Gleichstellungsstrategie 2030

Für die Studie wurde YouGov Schweiz mit der anonymen Datenerhebung beauftragt. Zur Studienteilnahme eingeladen wurden 4461 junge Schweizerinnen, repräsentativ ausgewählt nach den Kriterien Alter und Sprachregion, deren Angaben zufällig aus dem Stichprobenregister des Bundesamtes für Statistik BFS gezogen wurden (Art. 13c Abs. 2 (SR 431.012.1) der Statistikerhebungsverordnung). Die Erhebung fand von Juni bis Juli 2023 statt. Die Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity hat die Ergebnisse ausgewertet und den Studienbericht sowie die Massnahmen erarbeitet. Die Studie ist Teil der Gleichstellungsstrategie 2030 des Bundes.

Eine Kurzfassung des Studienberichts, der Studienbericht in voller Länge sowie eine Übersicht der Massnahmen sind im Internet verfügbar.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Symbolbild © Michael Derrer Fuchs/Shutterstock.com

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