Schweizer Armee: Vom Migrantenkind zum Wachtmeister – Haroon Khan in der Armee
Haroon Khan ist in New York geboren, in Genf aufgewachsen und lebt heute in den Niederlanden.
Seine Mutter stammt aus England, sein Vater aus Pakistan. 2016 erhielt er das Schweizer Bürgerrecht und wurde dienstpflichtig. Er absolvierte die Durchdiener-RS als Infanterist und wurde später zum Wachtmeister befördert. Ein Rückblick auf seinen bisherigen Werdegang.
«Ich kam als Zehnjähriger in die Schweiz und habe hier meine gesamte Schulzeit absolviert. Irgendwann war klar für mich: Das ist meine Heimat. Deshalb wollte ich auch offiziell dazugehören», erzählt Haroon Khan.
Mit dem Schweizer Pass kamen auch Verpflichtungen auf ihn zu und, wie er selbst sagt, eine Chance: der Militärdienst. Seine Rekrutenschule begann 2020, mitten in der Covid-Pandemie. Khan entschied sich bewusst für die Infanterie. «Wenn du etwas machst, sagte ich mir, dann mach es mit vollem Einsatz. Schwere Lasten tragen, auf grosse Distanz schiessen, eine Panzerfaust oder Granaten einsetzen, wo kann man das schon, wenn nicht bei der Infanterie.»
Die erste Führungserfahrung: ein Schlüsselmoment
Haroon Khan absolvierte die Durchdiener-RS und wurde später zum Wachtmeister befördert.
Als Unteroffizier konnte er Soldaten aus allen Sprachregionen der Schweiz führen. «Ich lernte, Menschen unabhängig von ihrer Sprache und Herkunft zu führen, für mich ein Schlüsselmoment: Ich fühlte, dass ich genauso Schweizer war wie alle anderen.»
Einfach war sein Weg jedoch nicht immer. «Da liess schon mal einer verlauten: ‚Dass du nicht aus der Schweiz kommst, ist doch klar. Geh lieber für dein Land kämpfen.‘ Das tat weh. Doch ich führte Schweizer Armeeangehörige und redete ihre Sprache. Also war ich ohne Zweifel Teil der Armee.»
In der Armee entwickelter Führungsstil
In seinem zivilen Leben studierte Haroon Khan in den Niederlanden Rechtswissenschaften und digitale Technologien.
An den Universitäten von Leiden und Tilburg war er Dozent, unter anderem für künstliche Intelligenz und Ethik. «Vieles, was ich in der Armee gelernt habe – Führung, Methode, Disziplin –, habe ich direkt in meiner Arbeit mit den Studierenden angewendet», erklärt er. Die im Militär gemachten Erfahrungen haben ihn in puncto Führungsstil und Verantwortungsbewusstsein weit über den Truppendienst hinaus geprägt.
Die Armee als Ort der Begegnung und Identität
Die Armee ist für Haroon Khan ein einzigartiger Ort der Begegnung.
«Man kommt mit Menschen zusammen, denen man sonst nie begegnet wäre – aus allen Teilen des Landes, aus allen sozialen Schichten, mit unterschiedlichsten Hintergründen. Diese Vielfalt ist eine Stärke.»
Aus dem Dienst nimmt er nicht nur militärische Kompetenzen mit, sondern auch ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl. «Man hat nichts zu verlieren. Wer in die Armee geht, kann nur gewinnen.»
Mit Stolz blickt Haroon Khan auf seinen bisherigen Werdegang zurück.
Die Uniform ist für ihn nicht nur mit einer Aufgabe verbunden, sie wirkte auch identitätsformend und vermittelte ihm ein Gefühl von Gemeinschaft. «Ich bin stolz darauf, Infanterist zu sein. Es war eine harte Zeit, aber sie hat mich geprägt.»
Die Armee als Integrationsraum
Das Beispiel von Haroon Khan zeigt, dass die Schweizer Armee mehr ist als eine Ausbildungsstätte.
Sie ist ein Ort der Integration, der Vielfalt und der Chancen, verbindet Menschen über Grenzen hinweg und macht sich deren Verschiedenheit zunutze.
«Die Armee bietet eine ausserordentliche Chance, wirklich als Schweizer dazuzugehören», so Haroon Khan. Sein Werdegang veranschaulicht, wie die Uniform zu einem Stück Heimat werden kann und dass die Armee nicht spaltet, sondern verbindet.
Quelle: Kommunikation Verteidigung, Mathias Müller
Bildquelle: © VBS/DDPS